Seit Ende vergangenen Jahres ist Jan «Swani» Müller Head Coach des Counter-Strike-Teams von G2 Esports. Heute gilt das Team als bestes der Welt. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht der 28-Jährige über seinen persönlichen Weg in die Position und die Gründe für G2s Erfolg.
Frage: Anders als viele andere Coaches haben Sie keine Erfahrung als Profispieler. Wie fanden Sie ihren Weg in die Szene?
Antwort: Das war relativ spontan. Ich kannte Christian «crisby» Schmitt relativ gut, als er damals für Alternate Attax gespielt hatte. Er hat mich gefragt, ob ich Bock hätte, auszuhelfen. Ich hatte keine wirklichen Anhaltspunkte, aber wir haben das Event gegen gute Teams gewonnen. Da habe ich gemerkt, dass es mir echt Spaß macht.
Frage: Wie verlief Ihre Entwicklung bei G2?
Antwort: Das erste Jahr war relativ trockene Arbeit mit wenig Kontakt zu den Spielern. Als Interims-Head-Coach war ich ein bisschen verloren in der Rolle. Ich wusste nicht mal richtig, was ich machen sollte. Als Rémy «XTQZZZ» Quoniam gekommen ist, der mich unbedingt als Assistant Coach wollte, hat sich das alles verbessert. Dieses eine Jahr hat mich mehr weitergebracht als die drei Jahre davor.
In der Zeit haben die Spieler gemerkt, dass ich ihnen weiterhelfe. Dieses Persönliche ist viel wichtiger, als dass man taktisch alles richtig sagt. Es ist wie in der Schule. Bei einem Lehrer, der einfach sein Zeug runtergelabert hat, hat man nie die Lust gehabt, nach dem Unterricht Nachfragen zu stellen. Aber bei einem, der sich individuell um einen kümmert, will man selber viel mehr nachhaken.
Frage: Wie fiel die Entscheidung auf Sie als neuen Haupttrainer?
Antwort: Als wir wussten, dass XTQZZZ aufhören wird, wollten die Spieler mich unbedingt erstmal als Interimscoach. Ich musste überlegen, ob ich der Rolle gewachsen bin. Aber es ist einfacher, wenn die Spieler sagen, wir wollen dich und das ist keine Entscheidung des Managements. Das gibt mir Selbstvertrauen und zeigt, dass sie an meine Philosophie glauben, dem Team Freiheiten zu geben.
Wenn wir eine gute Atmosphäre haben, sind wir wahrscheinlich das beste Team der Welt. Ich muss fünf Spieler individuell betreuen. Einen 17-Jährigen, der weit weg von daheim ist, muss sich auch mental gut fühlen. Darüber denkst du als Assistant Coach nicht nach, aber jetzt bin ich der Hauptansprechpartner.
Antwort: Was hat sich unter Ihrer Führung im Team geändert?
Früher haben wir vor jedem Jahr gesagt, bei diesen Events müssen wir gut sein. Das machen wir nicht mehr. Wenn du ein sehr gutes Team sein willst, sollte für dich jeder Tag ein Major sein. Seitdem läuft es viel besser, weil keiner diesen Druck spürt.
Taktisch haben wir nichts großes gemacht. Rasmus «HooXi» Nielsen ist jemand, der viele Freiheiten will. Jeder Spieler darf callen, wenn er eine Lücke sieht. Dass wir da auf einer Wellenlänge sind, macht es viel einfacher.
ZUR PERSON: Jan «Swani» Müller ist seit Ende 2022 CS:GO-Head-Coach bei G2 Esports. Unter der Führung des Deutschen gewann das Team im Februar die IEM Katowice und belegt in der inoffiziellen Weltrangliste von «HLTV.org» derzeit den ersten Platz.