Mit Bannern, Choreographien und gemeinsamen Gesängen sind Fangruppen essenzieller Teil vieler Sportarten. Auch im deutschen E-Sport hält die organisierte Fankultur mit Clubs wie den Roaring Bears immer mehr Einzug.
Um Fans der Berliner Organisation BIG fanden sich die Roaring Bears ihren Anfang als kleine Zockergruppe, die gemeinsam in Counter-Strike-Amateurligen antrat. Doch mit der Zeit kam der Gedanke, inspiriert von Fußball-Ultras einen echten Fanclub zu gründen, der BIGs professionelles CS:GO-Team unterstützt.
BIG-Fanserver mit über 800 Mitgliedern
2019 als einfacher Discord-Server gestartet, wuchsen die Bears mit der Zeit immer weiter. Heute zählt der Server über 800 Mitglieder, die sich etwa auf Turnieren wie der IEM Cologne auch offline organisieren. «Von gerade 18-Jährigen bis zu fast 40-Jährigen ist so alles mit dabei», sagt Roaring-Bears-Mitgründer Steffen «R3D» Urmoneit im Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Nun will sich die Gruppe auch eine offizielle Struktur geben. Die Roaring Bears arbeiten daran, sich als Verein eintragen zu lassen. Eine Satzung wurde dafür bereits verabschiedet.
Gemeinsame Werte mit der E-Sport-Organisation
Zusammen mit BIG legten die Bears sich in einer Erklärung auf gemeinsame Werte wie den Einsatz gegen Rassismus fest. «Das ist daraus entstanden, es besser zu machen als der Fußball. Da hat es Übertreibungen gegeben, die Vereine und Ultraszene nicht mehr mittragen konnten», sagt BIG-Fankoordinator Andreas Wollny. «Wir wollen direkt ein Zeichen setzen, dass wir kein Sammelbecken für Leute sind, die andere ausgrenzen wollen.»
Die Roaring Bears sind allerdings nicht der erste eingetragene E-Sport-Fanclub. Bereits seit 2017 ist die Love Hurts Crew im Berliner Vereinsregister eingetragen. Sie hat sich rund um Fans der damals in der League-of-Legends-Liga EU LCS vertretenen Unicorns of Love organisiert.
Love Hurts Crew: Unicorns-Fanclub seit 2017
«Wir haben immer darauf gewartet, dass jemand sagt: Es reicht», sagt Mitgründerin Lisa Heinrich über das Wachstum der Gruppe. «Aber das hat keiner gesagt, also haben wir irgendwann eine Satzung geschrieben und uns eintragen lassen.» Das habe praktische Vorteile, sagt Heinrich. Ein regelmäßiger Mitgliedsbeitrag helfe zum Beispiel, Fanutensilien zu finanzieren, ohne dass jemand privat auslegen müsse.
«Wenn es nicht in einem Verein organisiert ist, ist es schwerer zu überblicken, wer denn nun dazugehört und wer nur sagt, ich bin auch dabei, obwohl es gar nicht stimmt», sagt Heinrich.
Reibungen nicht ausgeschlossen
Als Verein sei die Kommunikation mit den Turnierveranstaltern einfacher, sagt Heinrich. Als echte Gruppe mit eigenen Wünschen auftreten zu können, wollen auch die Roaring Bears für sich nutzen.
«Wenn ein paar Leute auf einen Turnierveranstalter zukommen, da wird die Mail ignoriert», sagt Urmoneit. «Wenn dann aber wirklich ein e.V. dahinter steht, hat das schon eine Wertigkeit.»
Probleme zwischen Fanclub und Organisation habe es bisher nicht gegeben, berichten Wollny und Urmoneit. Bei aller Harmonie sei aber nicht auszuschließen, dass es auch mal zu Reibungen komme. «Wenn jetzt dann doch irgendwann mal eine Bitcoin-Farm als Sponsor ankommt, ist das vielleicht nicht so das Wahre. Das werden wir dann auch äußern», sagt Urmoweit.