100 Dinge zum Glück - reicht das?

100 Dinge zum Glück - reicht das?
Foto: Symbolbild Wohnung / pixabay Life-Of-Pix

Minimalismus im Alltag - 100 Dinge zum Glücklichsein.

Wer Minimalist ist, verzichtet, um glücklich zu sein.

Viele Anhänger des Trends reduzieren ihren Besitz auf gerade einmal 100 Dinge und schwören auf die heilsame Wirkung für Seele und Geist. Einer der bekanntesten Anhänger des Minimalismus und wohl auch jener, welcher den Trend erst bekannt gemacht hat, ist Dave Bruno. Der Amerikaner reduzierte in einem Selbstversuch seine Besitztümer für ein Jahr auf 100 Dinge. Vorrangig wollte er so ein Zeichen gegen übermäßigen Konsum setzen.

Nach einer anfänglichen Gewöhnungsphase beschreibt er die Zeit seines minimalistischen Lebens als die lang ersehnte Möglichkeit, seinen Fokus neu auszurichten und ein Gespür für das Wesentliche im Leben gefunden zu haben. Zwei entscheidende Punkte, die ihn zum Glück führten. Sein Experiment wurde zur Lebenseinstellung: Ein Jahr nach Beendigung des Selbstversuchs zählte Dave Bruno 94 Dinge zu seinem persönlichen Besitz.

Doch muss man seinen eigenen Besitz dafür wirklich auf exakt 100 Dinge reduzieren? Eine Frage, die die Minimalisten spaltet, schließlich ist schon die Art des Zählens ein Mysterium. Zählen ein Paar Socken als eine Sache oder als zwei? Wie verhält es sich mit einem Bücherregal? Zählt hier jedes Buch einzeln oder ist es eine Bibliothek? Dave Bruno schafft hier Klarheit. Er weist darauf hin, dass es nicht wichtig sei auf konkret 100 Dinge zu kommen, sondern vielmehr, dass man sein Leben soweit entrümpelt wie es eben nur möglich ist. Man soll seine Grenzen neu definieren und so stark entrümpeln, wie man es selbst nicht für möglich hielt. Nur mit diesem Ziel kann das Experiment Minimalismus auch gelingen und glücklich machen, so Bruno.


DAS GLÜCK STECKT IN DER ORDNUNG

Egal, ob minimalistischer Lebensstil oder radikales Aufräumen: Beides soll zu mehr innerer Ruhe und in Folge zu mehr Glück führen. Aber stimmt dies auch wirklich?

In einer Welt, die durch schnellen und übermäßigen Konsum bestimmt wird, kann Entrümpeln eine Wohltat für die Seele sein. Darin sind sich Experten einig. Das Aufräumen stellt ein Abwerfen von seelischem Ballast dar und bringt System in die eigenen Besitztümer. Psychologen vermuten, dass der Mensch sich hiermit eine Zone schafft, die in ihm ein Gefühl von Sicherheit und Kontrolle weckt.

Diese Ordnung kann eine so starke beruhigende Wirkung haben, dass sie sich auf den Schlaf auswirkt. Wie Forscher kürzlich herausfanden, ist der Cortisol-Spiegel höher, wenn man in unaufgeräumter Umgebung schlafen geht. Räumt man hingegen vor dem Schlafengehen noch einmal auf, senkt sich der Spiegel des Stresshormons und man gelangt schneller in den Tiefschlaf. Und ein guter Schlaf macht garantiert jeden glücklich.


AUFRÄUMEN ALS ZEREMONIE

Eine wahre Expertin des Entrümpelns und Ordnens ist Marie Kondo. Sie hat das Glück zum Lebensziel erklärt. Erreichen möchte sie dies durch konsequentes Aufräumen und einem Leben in systematischer Ordnung. Behalten wird bei ihrer Kunst aufzuräumen nur jenes, was dem Besitzer im tiefsten Inneren noch wahre Freude bereitet und positive Emotionen auslöst. Die Japanerin gibt in ihren Büchern dabei klare Anweisungen: Erst werden Kleidung, dann Bücher und Papier und zuletzt Kleinkram aussortiert.

Aussortieren entwickelt bei Marie Kondo einen zeremoniellen Charakter, der die eigenen Besitztümer in ein höheres Wertbewusstsein erhebt. Um die neu entstandene Ordnung beizubehalten, entwickelte Kondo eigens Falttechniken für Kleidungsstücke, welche sie in YouTube-Tutorials erläutert.

All ihre Veröffentlichungen wurden zu Bestsellern und gaben den Startschuss für einen neuen Trend. Ihre Anhänger in den USA widmeten ihr sogar ein eigenes Verb: „To kondo“ steht für den Erfolg, den Kleiderschrank nach Marie Kondos Art aufgeräumt zu haben. Im Netz finden sich zahlreiche Vorher-Nacher-Bilder, in denen Fans ihre neue Ordnung dokumentieren.