„Der Mensch selbst weiß, wie zufrieden er mit seinem Leben ist“ meint der Ständige Gastprofessor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel. Vor einigen Jahren hat der Ökonom damit begonnen, das Glücksempfinden der Menschen mit sogenannten Glücksumfragen zu erfassen. Dabei geben die befragten Menschen auf einer Skala von null bis zehn an, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sind. Hunderttausende nehmen an den Umfragen teil – nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit.
„In Deutschland geben die meisten Menschen einen Wert von sieben bis acht auf der Glücksskala (1 – 10) an“, sagt der Professor. „Das ist höchsterfreulich, die Menschen sind also eher zufrieden.“ Anführen würden die Liste der glücklichsten Menschen jedoch die Schweizer und die Skandinavier. Sie geben bei den Umfragen die höchste Zufriedenheit an – im Gegensatz zu Amerikanern, Franzosen und Italienern – gerade jenen, von denen man erwartet, dass sie besonders glücklich sind: „Da haben die Menschen ein falsches Bild – als Touristen sehen wir ja nur die positiven Seiten des Landes“, erklärt Frey dazu. Was hinter den Kulissen vorgehe, das bleibe dem vorbeiziehenden Auge verborgen.
Der Professor fürs Glück hat in seiner Forschung vier Faktoren ausgemacht, die zum Glück beitragen.
Wer materiell bessergestellt ist, ist zufriedener mit seinem Leben. Wenn jemand arm ist, muss er immer nur ans Geld denken. Das ist unangenehm. Allerdings gibt es hier eine Obergrenze: Der Wissenschaftler empfiehlt ein Einkommen, von dem man gut und sorgenfrei leben kann. Auch sollte man sich nicht mit den Menschen um sich herum vergleichen – sonst könne auch ein hohes Einkommen ganz schnell unzufrieden machen.
Viele gute und tiefgründige Freundschaften pflegen, glücklich in der Familie sein, möglichst viele Bekannte und Freunde haben, um sich mit ihnen auszutauschen: Das ist mitunter der wichtigste Faktor fürs Glücklichsein, weiß der Wissenschaftler. Er selbst habe früher so viel gearbeitet, dass er kaum noch Zeit oder gar Kraft für private Treffen hatte. Doch seine Forschung hat ihm gezeigt, dass er das dringend ändern sollte.
Wer physisch oder psychisch angeschlagen ist, ist weniger glücklich – das klingt logisch. Tatsächlich haben auch Freys Forschungen gezeigt, dass die Menschen, die am glücklichsten sind, weniger über gesundheitliche Beschwerden klagen. Dabei spiele die körperliche Gesundheit eine ebenso große Rolle wie die mentale.
Auch die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, unter denen jemand lebt, haben einen großen Einfluss darauf, ob die Person glücklich wird oder nicht. Freys Forschungen haben gezeigt: Menschen, die in Demokratien leben, sind glücklicher. Ebenso mache dezentrale Politik glücklich: Die Menschen legen viel Wert darauf, dass lokale Angelegenheiten auch lokal entschieden werden.
Besonders überrascht hat den Ökonom allerdings folgende Erkenntnis: „Gerade für mich als Wirtschaftswissenschaftler war es extrem überraschend, dass Geben besonders glücklich zu machen scheint.“ Damit sei allerdings nicht gemeint, sein komplettes Vermögen zu verschenken. Aber wer regelmäßig gibt, etwa in Form einer Spende, werde mit Freude und Befriedigung belohnt. Das Gleiche gilt für Freiwilligentätigkeit.